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XJR6 MY 1995-1997
1995 konnten Autofans zusehen wie ein erheblich frischerer Jeremy Clarkson in Top Gear einen XJR mit 5-Gang Handschaltung von einem Superlativ zum nächsten lobte und den XJR6 als die schnellste Limousine am Markt vorstellte. Das Karosserie-Update des XJ40 erfolgte unter der Federführung von Geoff Lawson und der AJ16 Reihensechser sowie das V12 Urgestein, welche in der X300-Serie verbaut wurden, hatten noch einen Hauch vom Jaguar Gründer Sir William Lyons. So gesehen war der X300 für viele Enthusiasten noch der letzte „echte“ Jaguar und löste in Punkto Verarbeitung und Qualität – was Eingeweihte wissen – die Mercedes W124-Serie ab. In der Tat lag mitte der 90er Jaguar in Kundenzufriedenheitsstudien vor Mercedes und BMW. Der 6-Zylindermotor gilt als unverwüstlich, die Karosserie war eine der sichersten und stärksten ihrer Zeit und im Innenraum erfuhr man im Hause Jaguar noch nie erlebte Qualität.
I cannot even agree with myself. In two years I have had four all-time favourites: the Dodge Viper, the Aston Martin Vantage, the Escort Cosworth and the Ferrari 355.
And now there is a fifth. The Jaguar XJR.
„Ich bin mir nicht einmal mit mir selber einig. In zwei jahren hatte ich vier Favoriten: Dodge Viper, Aston Martin Vantage, Escort Cosworth und den Ferrari 355 – jetzt gibt es einen fünften: den Jaguar XJR“
Die Krone der X300-Schöpfung mag für manche der ebenso sehr seltene V12 sein, doch der kompressorgeladene XJR6 war agiler, auf der Höhe der Zeit und galt mit Recht als der Gentleman-Express schlechthin. Aussen durch den Verzicht auf Chrom galt er als das Unterstatement, innen mehr sportlich konnte auch keine muffige Herrenclub-Atmosphäre aufkommen und auf Reisen quer durchs Land war man immer souverän und entspannt unterwegs. Die ersten 500 km sitzt man auf einer Arschbacke ab, nach einem Tankstop die zweiten 500 m auf der anderen und wenn es mal sein musste, konnte der Brite auch ein echter Hooligan sein.
Der Output des AJ16 wurde durch einen Eaton M90 auf 331 PS (243 kW) gesteigert und ein maximales Drehmoment von 512 Nm sorgen für den nötigen Dampf um das Fahrzeug von 0 auf 100 km/h in knapp unter 6-Sekunden zu bringen, was die viertürige Limousine in Porsche, Ferrari und Lamborghini-Terrain brachte.
Der XJR (X306) hatte eigene 17″ Räder, die mit Pirelli P-Zero ausgeliefert wurden. Das Fahrwerk war straffer und eine Nuance tiefer als die anderen X300-Modelle. Dann war das Differenzial eine Spur länger was die Endgeschwindigkeit jenseits der 250 brachte. In Europa war das manuelle Getrag-Getriebe standard, trotzdem wurde er fast nur mit dem GM 4L80-E ausgeliefert. Dem ZF der X300-Serie traute man das Drehmoment vermutlich nicht zu. Der manuelle X306 hatte eine Bauartgeschwindigkeit von 260 km/h, getunte Modelle erreichen bis zu 270 km/h.
Produktionszahlen X300-Reihe XJR6 (X306)
Diversen Quellen zufolge wurden vom XJR6 nur rund 6547 Stück gebaut, davon gingen die meisten Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten, 90 Stück nach Österreich. Damit macht der XJR6 7% der Gesamtproduktion des X300 (92.038) aus und das sind nicht viele. X300 werden heute für sehr billiges Geld verkauft und sehr viele Fahrzeuge wurden inzwischen verschrottet. Andererseits wurde der X300 qualitativ gefertigt ohne besondere Probleme. Ein fixer Begleiter ist aber bei Fahrzeugen die im Winter auf Salz-Fahrbahnen bewegt wurde der Rost. Der nistet sich gerne am Radlauf ein. Auch sollte der Unterboden immer gut untersucht werden.
Produktionszahlen
1994 | 1340 Stück |
1995 | 2741 Stück |
1996 | 2148 Stück |
1997 | 318 Stück |
6.547 Stück |
Ultrarar: Der XJR6 mit manuellem Schaltgetriebe
Der XJR ist selten. Die meisten wurden mit dem Automatikgetriebe ausgeliefert, obwohl – zumindest in Europa – der Automat ein kostenpflichtiges Extra war. In die USA wurden keine manuell geschalteten Autos verkauft. Für den Rest der Welt eine Exportübersicht manueller XJR6 (LHD Linksgelenkt):
Österreich | 7 | Italien | 57 | |
Belgien | 12 | Luxemburg | 4 | |
Tschechien | 8 | Polen | 4 | |
Frankreich | 9 | Portugal | 16 | |
Deutschland | 21 | Russland | 1 | |
Griechenland | 1 | Spanien | 2 | |
Niederlanden | 7 | Schweden | 3 | |
Ungarn | 3 | Schweiz | 5 |
Das ergibt eine Summe von rund 160 links gelenkten Fahrzeugen (LHD). 108 Stück wurden im Vereinigten Königreich ausgeliefert, ein sehr kleiner Teil davon linksgesteuerte Pressefahrzeuge des Jaguar-Konzerns. Im Vereinigten Königreich gibt es eine rege Community die ein Register betreibt, wo derzeit 15 „überlebende“ manuelle XJR6 bekannt sind. Laut aktuellen Zahlen des DVLA im Vereinigten Königreich sind im Land 278 XJR6 gemeldet und 398 als „SORN“ – also stillgelegt ohne Strassenzulassung registriert. Davon sind 33 manuelle XJR6 offiziell noch auf der Strasse und 39 als „SORN“. Somit sind über 70% der im Königreich ausgelieferten XJR noch irgendwo – so mancher wartet auf die Restauration.
Insgesamt wurden vom XJR6 268 Stück mit manuellem Schaltgetriebe gebaut.
Im Vergleich dazu wurden vom legendären XJ220, der heute schon selten für unter €250.000 verkauft wird, 275 Stück gebaut. So gesehen ist ein manueller XJR6 ein Stückchen rarer.
Deutsche Fahrzeuge
In Deutschland sind nach aktueller Statistik des KBA vom Jaguar XJR mit der Schlüsselnummer 344 und 235 kw (320 PS) zum Januar 2015 116 zugelassene Fahrzeuge gemeldet. Interessante Einblicke gewährt das KBA. Unter 29 sind lediglich 3 Halter, über 60 sind 34 und immerhin 20 sind Frauen. Leider gibt es keine Informationen wie viele davon Fahrzeuge mit manuellem Schaltgetriebe sind. Immerhin waren einmal 21 Fahrzeuge davon nach Deutschland importiert worden.
Österreichische Fahrzeuge
In Österreich ist derzeit nur mehr ein einziger manueller XKR6 von einstmals 7 bekannt. Dieser wurde 1994 gebaut und in British Racing Green mit beiger Innenausstattung bei der Fa. Peter Orlainsky in Bürs, Vorarlberg ausgeliefert und diente als Vorstandsfahrzeug der Fa. Walter Bösch GmbH. Das Fahrzeug blieb bis 2017 im „Ländle“ und übersiedelte im Juli nach Oberösterreich und gehört derzeit der Fa. TurnTools Automotive GmbH. Der Zustand ist mäßig, eine Restauration ist geplant. Insgesamt wurden vom XJR6 zwischen 1994 und 1997 90 Stück nach Österreich importiert. Unseren Schätzungen zufolge sind noch etwa 20-30 Fahrzeuge verblieben. Am Markt sind selten mehr als 1-2 Stück in Österreich.
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Sollte ein Leser Informationen zu weiteren Fahrzeugen haben freuen wir uns sehr über Informationen! Wir haben begonnen ein Register für die verbliebenen X306 zu führen!
Bitte helfen Sie mit! Wir haben auch ein XJR6-Register gestartet. Das Ziel ist alle in Österreich verbliebenen XJR6 zu erfassen um so auch zum Status „Historisches Fahrzeug“ beizutragen, wenn diese Autos dann 2026 die Voraussetzungen des KFG erfüllen.
Getriebe und Umbau
Das Getriebe war das Getrag 290, das gleich war mit den manuellen 3.2 und 4.0 Modellen. Beim XJR6 war jedoch die Schwungscheibe und das Kupplungsgehäuse anders. Einige wenige Fahrzeuge wurden später umgebaut. Um original auszusehen muss auch ein Teil der Mittelkonsole geändert werden. Auch wenn der Umbau mechanisch zu bewerkstelligen ist, endet er zumeist an der Elektronik: Das Motormanagement braucht man von einem manuellen XJR oder man findet Möglichkeit das Motormanagement zu „chippen“. Bei Interesse helfen wir hier gerne weiter!
XJR6 kaufen und verkaufen
Wenn man gezielt einen XJR6 kaufen möchte, sollte man zumindest geduldig sein: Die Fahrzeuge sind selten und werden, da derzeit die Preise für X300 weit unten sind auch sehr selten verkauft. Die kolportierten Preise bewegen sich von € 2000 bis € 20.000,- In den nächsten Jahren ist – sofern die Finanzämter nicht zu kreativ und gierig werden was die Motorbesteuerung betrifft, mit einer Preiserhöhung zu rechnen, denn immerhin sind die jüngsten Fahrzeuge auch schon 20 Jahre alt.
Verkauft man einen XJR6 sollte man es nicht eilig haben. Derzeit gibt es so gut wie keinen Markt für die Fahrzeuge. Man sollte das Auto gut in Schuss bringen und die nötige Geduld haben – ein Verkauf mag sich schon ein Jahr und mehr hinziehen, denn genau so schwer wie es ist, das richtige Auto zu finden ist es auch den richtigen Käufer zu finden!
Fotos: Jaguar Pressefotos, Turntools GmbH, Text: Christopher Winter